Kuba Teil 2

Havanna, du Wunderbare!


In Havannas Altstadt angekommen finden wir recht schnell unsere Unterkunft bei Barbara, die dort zusammen mit ihrer Schwester und ihrem Sohn Lazaro lebt. Zwei Zimmer ihrer Wohnung vermietet sie an Touristen und wir haben das grosse Glück die nächsten 3 Tage bei dieser wunderbaren Familie zu wohnen. Barbara ist Krankenschwester und hat auch schon ausserhalb Kubas gearbeitet, hauptsächlich in Arika, aber auch in Europa. Auswandern war nie eine Option für sie, erzählt sie uns bei einem ausführlichem Kennenlern-Gespräch zu dem sie uns einen unglaublich guten Kaffee anbietet. Danach machen wir uns auf, Havanna zu entdecken!

Durch Havanna zu laufen ist ein Gefühl wie im Film und wir können es kaum glauben wirklich hier zu sein. Diese Stadt ist ein Erlebnis für alle Sinne! Wir machen uns auf die Suche nach dem Malecon, der Uferpromenade, und als wir ihn finden potenziert sich dieses "Film-Gefühl" gleich noch mal.

Fassade am Malecon
Fassade am Malecon

Ein kleiner Wermutstropfen sind die doch recht zahlreichen Touristen am Malecon. Einerseits sind wir natürlich auch welche, andererseits habe ich hier das erste mal das Gefühl zu spät zu sein. Es sollte nicht das letzte Mal sein.

Nach einem leckerem Abendessen in einer Trattoria (für Vegetarier hat die kubanische Küche leider nicht all zu viel zu bieten) ziehen wir weiter duch die Gassen der Altstadt. Aus jeder Kneipe -und davon gibt es einige- hört man Livemusik, natürlich vorwiegend Son der Buena-Vista-Schiene, und so dauert es nicht lange bis die ersten zwei Mojitos vor uns stehen und wir einer fantastischen Son-Band zuhören. Nach dem vierten oder fünften Mojito machen wir uns auf den Heimweg und als ich todmüde auf unserem Bett liege und der nächtlichen Geräuschkulisse der Altstadt lausche, wird mir klar: ich bin auf Kuba angekommen!

Der letzte Tag des Jahres beginnt mit einem erstklasigen Frühstück. Barbara ist wirklich eine wunderbare Gastgeberin! Danach tauchen wir wieder in die Strassen der Stadt ein. Von der sehr touristisch geprägten Altstadt geht´s, vorbei am Capitol, nach Havanna Centro. Hier ändert sich das Bild. Die Bausubstanz wird (noch) schlechter (die Altstadt gehört zum Weltkulturerbe und es wird dort für kubanische Verhältnisse recht viel renoviert und instand gesetzt), der Müll auf den Strassen nimmt zu, die Touristen ab.

Obst und Gemüsestand in Havanna Centro
Obst und Gemüsestand in Havanna Centro

Wir finden nach ein wenig suchen und fragen (Gabi spricht zum Glück spanisch!) die wohl meisst fotografierte Treppe Havannas, wider Erwarten sogar mit relativ wenig Mittouristen. Das Restaurant im 1.Stock hat leider wegen Renovierungsarbeiten geschlossen, also geht´s wieder zum Malecon und von dort aus in unser Casa Particular!

Auf den ganzen Kilometern, die wir ablaufen, werden wir natürlich oft von Einheimischen angesprochen, die uns am letzten Tag des Jahres frohe Weihnachten wünschen und wissen wollen wo wir her kommen und wie´s da aussieht. Als wir ihnen erzählen, dass wir aus Alemania kommen wo´s gerade -3°C hat und es schneit ernten wir meist ungläubige Blicke! Selten wird man von Leuten angesprochen, die ein Zimmer vermieten oder irgend etwas verkaufen möchten, dafür wird uns recht oft die Fahrt in einer Fahrrad-Rikscha angeboten. Eines haben allerdings alle, die uns ansprechen gemeionsam: sie sind total freundlich und absolut nicht aufdringlich. Ich würde mal behaupten, so oft wie in Havanna bin ich noch nie angelacht worden!

Auch die anfängliche Unsicherheit wegen der doch recht dicken Kameras, die wir mit uns `rum tragen, ist sehr schnell verflogen. Kuba ist momentan wohl eines der weltweit sichersten Reiseländer!

Natürlich ist unser (meiner wohl etwas mehr als Gabis!) fotografischer Fokus während der Kuba-Reise auch auf die alten Ami-Schlitten gerichtet. Man kommt gar nicht umhin sie immer wieder zu fotografieren, dafür sind sie einfach zu allgegenwärtig, zu besonders und zu schön.

Lazaro erklärt uns abends in astreienm Schwyzerdütsch (er arbeitet in der schweizer Botschaft), die kubanischen Schrauber sind keine KFZ-Mechaniker sondern Zauberer. Und wenn man sich anschaut, was so auf Kubas Strassen unterwegs ist, kann man das getrost glauben!

Havanna Centro
Havanna Centro

Nach  einer Siesta machen wir uns auf um den Jahreswechsel in Gassen von la Habana Vieja, der Altstadt Havannas, zu feiern. Eine leider sehr ernüchternde Erfahrung! Die Kneipen, Restaurants und Cafés sind brechend voll. Im Hafen hat ein riesiges Kreuzfahrtschiff angelegt.

Im Café Paris bekommen wir mit Müh´und Not und nach langem Anstehen noch zwei Mojitos. Damit setzten wir uns auf eine Treppe gegenüber und beobachten das Treiben der Touristen. Kubaner sieht man nur selten.

Kurz nach zwölf gehen wir wieder zurück um mit Barabara und Lazaro auf das neue Jahr anzustossen. Dort treffen wir Steffi und Pascal, die im Zimmer neben uns wohnen und alle zusammen trinken wir zuerst Cidre, danach Rum. Barabara spendiert einen Dresdner Christstollen, den ihr ein ehemaliger Gast geschickt hat und wir unterhalten uns auf deutsch, englisch, spanisch und schwyzerdütsch über Gott, Kuba und die Welt und so wird die Neujahrsnacht doch noch unvergesslich!

Am 1. Januar steht zunächst ein Besuch des Museums der Revolution auf dem Programm, welches im ehemaligen Regierungspalast des Diktators Batista untergebracht ist. Und ich muss gestehen, als ich vor der Mütze Che Guevaras stehe, hab ich schon ein bisschen Gänsehaut!

Danach machen wir uns wieder auf Entdeckungstour durch die Strassen Havannas ohne ein direktes Ziel vor Augen zu haben. Und wieder wünscht uns in etwa jeder Zweite lachend ein frohes neues Jahr. Unglaublich!

Museo de la Revolución
Museo de la Revolución

Als wir am späten Nachmittag wieder ans Kapitol kommen, fallen uns vor dem benachbarten Gran Teatro de la Habana eine Reihe von Reisebussen auf, welche zusammen mit Sicherheitskräften die Front des neu renoviertenTheaters hermetisch abriegeln. Ein älterer Herr aus Kanada klärt uns darüber auf, dass Raoul Castro erwartet wird und so reihen wir uns in die Menge der Schaulustigen ein und hoffen einen Blick auf Kubas Staatschef werfen oder sogar ein Foto von ihm machen zu können. Der einzige Wagen der nach ca. einer Stunde vorfährt ist allerdings ein recht unscheinbares Taxi aus dem eine ältere Dame entsteigt, welche von den wartenden Kubanern mit Applaus empfangen wird und an den Sicherheitskräften vorbei ins Theater geht. Keine Spur von Raoul.

Kurz darauf -es wird schon langsam dunkel- machen wir uns auf den Heimweg. "Zuhause" angekommen läuft gerade die Live-Übertragung anlässlich der Neueröffnung des Gran Teatro de la Habana. Auf der Bühne steht, umringt von Tänzerinnen, jene ältere Dame und empfängt Standing Ovations vom Publikum. Barbara klärt uns auf, dass es sich um Alicia Alonso, die Grande Dame des kubanischen Ballets und ehemalige Direktorin des Staatsballets handelt. Die Kamera schwenkt auf Raoul Castro, der brav applaudiert. Damit hätten wir ihn dann doch noch -zumindest im Fernsehen- live erlebt!

am Malecon
am Malecon

Am nächsten Morgen weckt uns Barbara auf unseren Wunsch hin um halb sieben, wir möchten den Malecon noch einmal im Morgenlicht erleben.  Die Kaimauer ist schon von etlichen Anglern belagert. An Motiven mangelt´s hier wirklich nicht!

Zurück bei Barbara geniessen wir ein letztes Mal ihr grossartiges Frühstück und gratulieren Lazaro zum Geburtstag bevor es ans Abschied nehmen geht. Nicht ganz einfach, da uns die beiden in den wenigen Tagen und Nächten richtig ans Herz gewachsen sind!

Die nächsten zwei Tage verbringen wir in Playa del Este, ca eine halbe Autostunde ausserhalb von Havanna, in einer sehr ostigen Ferienkolonie am Meer, bevor wir noch einmal kurz nach Havanna zurück kehren um unseren Mietwagen abzuholen und es dann weiter in Richtung Trinidad de Cuba geht. Havanna werden wir auf jeden Fall nicht so schnell vergessen. Genauso wenig wie Barbara und Lazaro!

 ¡Hasta la vista, la Habana!
¡Hasta la vista, la Habana!

Vielen lieben Dank an meine allerliebste Lieblingsfotografin, dass ich einige ihrer Bilder hier zeigen darf! Ein Besuch auf ihrer Seite lohnt allemal: http://www.gabipott.de/